---->Romantia City
Faith
Nun war sie also hier. Was nun? Verstohlen blickte sich das Mädchen um. Die kalte Pokeball Skulptur in ihrem Rücken, schützte sie vor neugierigen Blicken aus Romantia, aber sie konnte nicht wissen, was hinter der Mauer mit dem eingelassenen, geöffneten Tor lag. In bläuliches Licht getaucht, erschien Perfidy vor ihr und Faith wies sie mit einer Handbewegung an, über die Mauer zu fliegen, um ihr zu sagen, ob sich jemand dahinter verbarg. Oben angekommen klimperte das Pokemon mit den Schlüsseln; ein Zeichen dafür, dass die Luft rein war. Leise huschte Faith durch das Tor, ließ ihren Blick kurz über das Gelände schweifen und preschte dann nach rechts, um sich hinter den Wänden des großen Gebäudes zu verstecken, bevor sie jemand bemerkte. Doch sie hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn der Platz vor der Fabrik war leer. Offenbar hielten sich alle Arbeiter drinnen auf, was hieß, das sie nicht einfach hinein spazieren konnte. Aber das hatte sie sowieso nicht vor gehabt. Mit zusammengekniffenen Augen, machte sie sich daran das Gebäude zu umrunden und wurde schon bald fündig: eine blaue Hintertür, hob sich von der tristen grauen Wand ab; und bewacht wurde sie nur von zwei eisernen Mülltonnen. Faith überprüfte die Klinke, aber natürlich war das silberne Schloss von innen verriegelt. Weil der Schlüssel noch steckte, war es ihr unmöglich das Schloss mit ihrer Klammer zu knacken, also trat sie einen Schritt zurück. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als entweder zu warten bis jemand kam, oder die Tür von innen öffnen zu lassen. Faith wandte den Kopf ihrem Pokemon zu. "Such einen Weg rein. Vielleicht ist oben irgendwo ein Fenster offen." befahl sie und ließ sich neben eine der Mülltonnen fallen, während das Clavion davon flog. Es dauerte eine ganze Weile, aber schließlich klapperte das Schloss und ließ Faith aufspringen. Einige Sekunden vergingen, aber da niemand heraus kam, drückte sie die Klinke und öffnete die Tür einen Spalt breit. Sie erkannte einen belichtete Gang sowie Perfidy, die ruhig im Gang schwebte und zufrieden mit sich wirkte. Still huschte Faith hinein und sah sich genauer um. Wände und Boden waren in kaltem weiß gefliest, wobei auf ihrer linken Seite rote, und auf ihrer rechten Seite blaue Fliesen eine Linie den Gang entlang bildeten. Dreckige Schuhe hatten Fußabdrücke auf dem Boden hinterlassen und führten um eine Ecke. Vorsichtig lugte Faith herum, aber offenbar war hier sehr wenig los, denn der Gang dahinter war genauso leer wie ihrer. Clavion klimperte leise um die Aufmerksamkeit ihrer Trainerin zu erhaschen und flog weiter, um dann nach rechts ab zu biegen. Faith folgte ihr schnell, wobei die Stille sich immer mehr verzog. Gedämpfter Maschinenlärm schien von allen Seiten durch die Gänge zu hallen, während Clavion vor Faith her flog, doch sie wurde langsamer, als sich Stimmen zwischen den Lärm mischten. Schließlich blieb Clavion unsicher in der Luft hängen, aber Faith drückte sich an ihr vorbei und lief dem Lärm entgegen, bis sie an eine halb geöffnete Tür kam. Dahinter konnte sie eine große Maschine erkennen, auf deren Band mehrer Pokebälle lagen, die langsam durch den ganzen Raum fuhren, wobei sie immer wieder hinter seltsamen Maschinenteilen verschwanden. Zwei Männer standen daneben und unterhielten sich laut, um den Arbeitslärm zu übertönen. Instinktiv duckte Faith sich noch etwas weiter hinter die Tür, als sie die Arbeiter bemerkte, doch die achteten nicht auf ihre Ecke. Stattdessen deutete einer von ihnen auf eine Tür gegenüber und nachdem der andere mit unverständlichen Worten und nachdrücklichem Nicken zustimmte, verschwanden die beiden dahinter. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, stürmte Faith in den Raum und musterte die Maschinen genauer, um herauszufinden wozu sie gut waren. Schnell erkannte sie, dass sie für die Bemalung der Bälle zuständig waren, wobei gerade die Farbtöpfe weiß und rot aktiviert schienen, da die Lampen darüber leuchteten. Also wurden gerade normale Pokebälle hergestellt, wie sie bereits vorher an den Bällen erkannt hatte, die über das Band fuhren. Daneben hingen jedoch auch andere Töpfe, doch Faith fiel nur das Gold für Luxusbälle ins Auge. War das nicht perfekt? "Feenschloss, schnell." befahl die Trainerin und deutete auf die Tür, hinter der die beiden Männer verschwunden waren. Brav verbarrikadierte das Pokemon die Tür, für den Fall, dass die zwei zurückkehren wollten, bevor Faith fertig war. Sie schnappte sich einen farblosen Ball, auf dem seltsamer Schleim klebte, sprang auf die Maschine und warf den Ball in den goldenen Farbtopf. Er tauchte kurz unter und schwamm dann schwankend auf der Oberfläche. Und nun? Angespannt beobachtete Faith die Bemalung der anderen Pokebälle. Sie wurden anscheinend mit Farbe übergossen, dann in Farbe getaucht und fuhren dann weiter. Ohne besonderen Trockungsvorgang? Faith fischte den Ball einhändig wieder heraus, wobei ihr die goldene Farbe an den Fingern haften blieb, und fuhr dann mit der anderen Hand über die Oberfläche. Eine Schicht flüssige Farbe wischte sie dadurch ab, sodass sie auf den Boden tropfte, aber dahinter verbarg sich golden glänzendes Plastik. Anscheinend sorgte der Schleim, der vorher um den Ball geschmiert wurde dafür, dass sich die Farbe sofort mit dem Plastik verband und eintrocknete. Bevor Faith sich genauer mit diesem technischen Mysterium befassen konnte, riss ein panisches Klimpern sie aus den Gedanken. Die Klinke der verschlossenen Tür wurde nach unten gedrückt und dann, weil sich die Tür nicht öffnete, hektisch nach oben und unten bewegt. Es folgte ein lautes Klopfen und Rufen, also Zeit zu verschwinden, denn das Feenschloss würde nicht ewig halten. Faith wischte ihre Hand an der Hose ab, schnappte sich ein paar der Bälle, die unter ihren Füßen vorbei fuhren, wobei sie auf dem sich bewegenden Band beinahe gestolpert wäre und rannte dann zu der Tür, durch die sie her gekommen war. Wenn sie schon einmal hier war, wollte sie schließlich nicht nur ein Souvenir mitnehmen. Clavion sauste neben sie und gemeinsam machten sich sich auf den Weg zur Hintertür, wobei Faith zwei goldene Farbkleckse hinterließ. Energisch riss das Mädchen die Tür auf, rannte ins Freie und sofort auf die andere Seite des Gebäudes, um aus dem Tor hinauszupreschen. Jedoch wandte sie sich nicht nach Romantia, um dort nicht aufzufallen, sondern direkt nach Links in dern Wald, durch den sie unbemerkt zur Route nach Ilumina fliehen wollte.
----> Route 14